Wir kennen sie doch alle, diese kleine fiese Stimme in uns, die immer versucht uns klein zu halten: Der innere Kritiker.
Problematisch wird es, wenn wir sie nicht mehr von unserer eigenen Denkweise unterscheiden können und seine Meinung ungefiltert übernehmen. Dabei ist der innere Kritiker sehr gewieft, denn genau das möchte er erreichen. Um an sein Ziel zu kommen, wendet er verschiedene Strategien an, die ich euch heute hier vorstelle.
Schaut doch mal, welche seiner Taktiken ihr kennt und welche Gedanken euch bekannt vorkommen. Der erste Schritt, mehr Selbstakzeptanz zu erlangen, liegt nämlich darin, seinen inneren Kritiker zu enttarnen, achtsam für seine Strategien zu werden und zu lernen, sie als seine Denkweisen anzusehen und nicht als eine allgemeingültige Meinung.
Die Strategien des inneren Kritikers:
Alles-oder-nichts-denken
Der Kritiker liebt es, in Extremen zu denken. Etwas ist entweder gut oder schlecht, schön oder hässlich, wertvoll oder wertlos, schwarz oder weiß.
Übertriebene Verallgemeinerung
Einmal Pech, immer Pech. Einmal Versagen, immer Versagen. Diese Strategie des Kritikers ist sehr wirksam, um uns daran zu hindern, einen zweiten oder dritten Versuch zu wagen. Er nimmt ein Ereignis oder ein Verhalten von uns zum Anlass, um daraus quasi eine allgemein gültige Regel abzuleiten, die für alle Zukunft Gültigkeit haben soll.
Eingeengte Wahrnehmung
Der Kritiker lenkt unseren Blick oft nur auf bestimmte (meist negative) Dinge und Aspekte, sowohl bei uns als auch bei anderen und auch in Situationen. Er macht uns quasi blind für die positiven Seiten.
Übertrieben großes Verantwortungsgefühl
Unser Kritiker versucht manchmal, uns für etwas verantwortlich zu machen, für das wir überhaupt keine Verantwortung haben. Er will uns weismachen, dass Dinge, die schief gelaufen sind und die außerhalb unserer Kontrolle liegen, einzig und allein unsere Schuld sind und somit ein weiterer Beweis für unsere Unfähigkeit und Dummheit sind.
Gefühlsdenken
Erst redet der Kritiker uns ein, besonders minderwertig zu sein, und wenn wir uns dann richtig mies und minderwertig fühlen, suggeriert er uns, unser Gefühl minderwertig zu sein sei der Beweis dafür, dass wir es auch tatsächlich sind.
Übertriebene Leugnung des Positiven
Der Kritiker versteht es meisterhaft, Positives so hinzustellen, dass es kein Gewicht mehr hat. Wir schließen z.B. etwas erfolgreich ab oder jemand macht uns Komplimente; und was macht unser Kritiker? Er redet uns ein, dass unser Erfolg nur Zufall gewesen sei, dass dies nichts Besonderes sei, dass es ganz selbstverständlich ist, dass jeder das hinbekommen würde etc.
Übertreibung von Fehlern und Irrtümern
Der Kritiker macht gerne aus einer Mücke einen Elefanten. Wenn er uns bei einem kleinen Fehler ertappt, holt er sofort die Lupe heraus und lässt uns unseren Fehler durch die Lupe betrachten. Und plötzlich wird aus einem kleinen Fehler eine Katastrophe.
Gedankenlesen
Der Kritiker lässt kaum eine Gelegenheit aus, uns von seiner Theorie, dass wir minderwertig sind, zu überzeugen. Dafür missbraucht er auch Verhaltensweisen oder Bemerkungen unserer Mitmenschen. Wenn jemand z.B. unseren Geburtstag vergisst, dann liegt das für den Kritiker daran, dass dem anderen nichts an uns liegt, weil wir es nicht wert sind. Andere Gründe existieren für den Kritiker nicht.
Absolute Forderungen
Der Kritiker bewertet ständig was wir tun, fühlen oder denken und vergleicht das mit einem Idealbild. So schreibt er uns vor, wie wir zu leben, zu denken und zu fühlen haben usw. Er verwendet Worte wie: „Du solltest …“, „Du solltest nicht …“, „Du musst …“, „Du darfst nicht …“, „Das hättest du nicht tun dürfen …“, „Das macht man nicht …“ etc.
Falsches Vergleichen
Der Kritiker vergleicht uns stets nur mit Personen bzw. deren Eigenschaften und Fähigkeiten, bei denen wir im Vergleich schlechter abschneiden. Er redet uns ein, dass die anderen uns etwas voraus hätten und auch die besseren, wertvolleren Menschen seien. Der Kritiker sucht sich nie oder kaum etwas zum Vergleichen aus, bei dem wir überlegen wären. Logisch, dass wir dann immer den Kürzeren ziehen. Bei diesem Spiel haben wir keine Chance; wir verlieren immer.
Mit zweierlei Maß messen
Der Kritiker verzeiht uns Fehler viel weniger als anderen Menschen. Er sieht bei anderen, bei dem gleichen Fehler, großzügig darüber hinweg, während er bei uns ein großes Theater macht.
Das Interessante dabei ist, dass der Kritiker die gleichen Ziele verfolgt wie wir. Er möchte uns eigentlich helfen, möglichst erfolgreich und beliebt durchs Leben zu gehen. Er möchte, dass wir möglichst weniger Fehler machen, erfolgreich sind, in dem was wir tun, von anderen akzeptiert werden und glücklich im sozialen Verbund leben. Das Problem ist nur, dass der Kritiker mit seinen Methoden so falsch an die Sache rangeht, dass es uns oft unseren Selbstwert kostet und somit in keinster Weise hilfreich ist. Ganz im Gegenteil: wir halten uns klein und können so erst recht nicht unsere Ziele erreichen.