Wenn draußen alles blüht und du trotzdem nicht fröhlich bist

 

1. Du bist nicht allein mit diesem Gefühl
Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, die Cafés sind voll und alle wirken leicht und lebendig. Nur du nicht. Vielleicht fühlst du dich leer, unruhig, ängstlich oder einfach nur überfordert. Und vielleicht kommt zu diesen Gefühlen auch noch Frustration oder eventuell Scham dazu, weil du denkst: "Ich sollte mich doch eigentlich leichter fühlen." Genau das ist eine emotionale Diskrepanz – ein unangenehmer Zwiespalt zwischen dem, was du fühlen möchtest oder denkst fühlen zu müssen, und dem, was du tatsächlich empfindest.

 

2. Was ist eine emotionale Diskrepanz?
Eine emotionale Diskrepanz entsteht, wenn unsere Gefühle nicht zur Situation zu passen scheinen. Im Frühling und Sommer zeigt sich das besonders deutlich: Diese Jahreszeiten stehen für Aufbruch, Freude und Leichtigkeit. Wenn du aber innerlich ganz anders aufgestellt bist, fühlt sich das "falsch" an. Vielleicht denkst du sogar: "Was stimmt nicht mit mir?" – und genau das verstärkt den Druck.

 

3. Warum sie so belastend ist
Dieser innere Widerspruch fühlt sich nicht nur unangenehm an, sondern kann auch echte psychische Belastung erzeugen. Viele Menschen ziehen sich dann noch mehr zurück, vergleichen sich mit anderen, fühlen sich allein oder empfinden ihre Symptome als Versagen. Gerade bei Angst, Erschöpfung oder depressiven Verstimmungen ist das besonders häufig der Fall.

Ja, die Sonne kann uns helfen, dass wir uns besser fühlen. Stecken wir aber gerade mitten in unseren eigenen emotionalen Themen, kann es eben auch gut sein, dass die Sonne uns da nicht hilft. Das ist ganz normal und kommt in meiner Praxis auch sehr häufig vor. 

 

4. Was REVT hier leisten kann
Als REVT-Therapeutin arbeite ich genau mit solchen Gedanken, die diese Diskrepanz verstärken. Typische Beispiele:

"Ich müsste doch glücklich sein."

"Alle anderen kriegen das Leben hin, nur ich nicht."

"Es ist peinlich, dass ich mich im Mai so fühle."

Diese Gedanken sind oft irrational, übergeneralisierend oder unnützlich streng. In der Rational-Emotiven Verhaltenstherapie lernen wir, solche Denkmuster zu erkennen und zu hinterfragen:

Ist das wirklich so?

Woher kommt dieser Gedanke?

Welche alternative, hilfreichere Sichtweise gibt es?

 

5. Denkanstöße aus der Therapie für mehr emotionale Stabilität im Frühling

Realistische Selbstannahme:
Es ist okay, dass du dich jetzt gerade nicht so fühlst, wie du es dir wünschst oder wie andere es erwarten. Emotionen folgen keinem Kalender.

REVT-Reflexionsfrage:
"Was würde ich einer guten Freundin sagen, wenn sie sich jetzt genauso fühlen würde?" – Und warum gilt das nicht auch für dich?

 

6. Du darfst dich anders fühlen als die Jahreszeit aussieht
Unsere Gefühle sind nicht falsch, nur weil sie nicht zur Kulisse passen. Vielleicht braucht es gerade jetzt ein bisschen mehr Mitgefühl mit dir selbst, ein bisschen weniger "Ich sollte" und ein bisschen mehr "Es ist okay, wie ich mich gerade fühle".